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PostPosted: Mon 7. Feb 2011, 20:56 
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Joined: Mon 11. Oct 2010, 13:10
Posts: 3
Hallo zusammen,

wir haben ein Ökonomie-System geschaffen, in dem die Schere zwischen Finanz- und Realwirtschaft zu Gunsten der Finanzwirtschaft immer größer wird. Das bedeutet, das die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden. Auch die Anzahl der Armen wird immer größer und die der Reichen immer kleiner.

Die Auswirkungen sehen wir in den letzten 2 Jahren vor allem in Frankreich, Griechenland und in den letzten Wochen im arabischen Raum.

In meinem Logbuch habe ich ein quantitatives und ein qualitatives Modell nebst detaillierten Erläuterungen gepostet.

http://blog-conny-dethloff.de/?p=329

Grüße,
Conny Dethloff


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PostPosted: Wed 9. Feb 2011, 19:09 
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Joined: Wed 8. Sep 2010, 09:55
Posts: 13
Location: Frankfurt
Ein aufschlußreiches und klares Modell, um die wachsende Ungleichheit besser erklärbar zu machen. Auch den Hinweis auf den Berger Vortrag habe ich dankbar angenommen.
Dirk Fabricius


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PostPosted: Wed 16. Feb 2011, 10:00 
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Administrator

Joined: Fri 3. Sep 2010, 13:20
Posts: 300
Hallo zusammen,

ich habe mal den Ball aufgegriffen und ein weiteres Modell dazu entwickelt. Im Grunde habe ich die zwei wichtigsten Aspekte in "KNOW-WHY: Chancen für eine bessere Welt" aufgegriffen:

1. Eigentlich dürfte Geld sich nicht mehren und es keine Gewinne geben - es wäre ein geschlossenes System vergleichbar dem Energieerhaltungssätzen (die Sonne waren früher einmal das Gold aus der Erde und Rohstoffe und Besitz als Zahlungsmittel - heute ist letztlich (!) nur noch Geld das Zahlungsmittel). Geld mehrt sich aber durch Geldschöpfung und so genanntes Fiat-Money, welches sicherlich ein Shifting the burden ist, von dem wir alle gut leben.

2. Der Markt würde sich auch durch Kollabieren nicht heilen, sondern muss vom Staat kontrolliert werden, da letztlich die Natur des Menschen und das System selbst nach KNOW-WHY-Denkweise immer wieder die Welle empor und über den Kamm hinweg klettert. Das wären so erst einmal nur immer wieder heilsam platzende Blasen, wären da nicht die üblen Nebenentwicklungen durch Verknappung der Rohstoffe und Verlust von Wohlstand durch Folgekosten der Verwendung der Rohstoffe. Für eine Kontrolle der Finanzmärkte bedarf es mehr Transparenz durch Modeln, Medien usw..., letztlich also durch uns alle hier :-)
Ein wichtiger Aspekt ist natürlich auch die Definition von Wohlstand losgelöst vom BIP, wie es sogar unser Umweltminister im aktuellen Wirtschaftskurier im Interview meinte.

Connys Hinweis, dass Zinsen ein Übel seien, möchte ich relativieren. Ich halte eher die kreativen Finanzmarktprodukte für das Problem. Mit dem beigefügten Modell zeige ich aber, dass aus Sicht des Unternehmers tatsächlich auch Zinsen negativ sind. Das Modell zeigt aber auch, warum alle das System am Leben halten wollen, da es unmittelbar für das Funktionieren der Wirtschaft sorgt. Es fehlt vor allem eine Kontrolle der roten Pfeile, also eine Beschränkung kreativer Finanzmarktprodukte, die es bei der jetzigen Weltordnung aufgrund der Konkurrenz der Finanzstandorte nicht geben wird.

Das Thema hat noch furchtbar bzw. herrlich viele weitere Aspekte - und ich muss mich jetzt nur leider wieder auf die Investition für die Gewinne konzentrieren ;-)
Später hoffentlich mehr ....

Happy modeling

Kai


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_________________
Kai Neumann

Consideo
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PostPosted: Thu 5. May 2011, 08:43 
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Joined: Mon 11. Oct 2010, 13:10
Posts: 3
Ich möchte noch einmal meine Idee von dem Teufelskreis, der von dem Zins und Zinseszins verstärkt wird, untermauern. Wie schon sehr oft von mir ausgeführt, baut die Finanzwirtschaft mit der Zeit einen Druck auf die Realwirtschaft auf, die die Realwirtschaft in den Kollaps treibt. Grund dafür sind die Kredite mit den dazugehörigen Zinsen. So und nur so funktioniert aber der Kapitalismus: "Es muss Jemanden geben, der Schulden macht."

Sehr anschaulich ist dies in einem Gedankenexperiment der "Zeit" ausgeführt (http://www.zeit.de/2004/48/gedankenexperiment), in dem in einem ersten Schritt angenommen wird, es existiert nur ein Unternehmen in der Realwirtschaft. Dieses Experiment ist sehr lesenswert. Ich muss zu dem Experiment noch eine Anmerkung machen. In diesem sehr einfachen Experiment wird der Gewinn des einen Unternehmens exkludiert. Das Unternehmen hat in Summe 100 Euro Kosten und nimmt auch nur 100 Euro wieder ein. In einer kleinen Erweiterung könnte man natürlich den Gewinn inkludieren und dann vergleichen, ob der Gewinn höher ist als die von dem Unternehmen zu tilgenden Schulden. Wir wissen, dass die zu tilgenden Schulden exponentiell wachsen, der Gewinn nicht. Das erkennt wohl jeder an: Die Realwirtschaft kann nicht über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum exponentiell wachsen. Das bedeutet, die Spanne zwischen Gewinn der Realwirtschaft und die zu tilgenden Schulden der Real- an die Finanzwirtschaft wird immer größer. Die Aussage bleibt also die gleiche. Diese Argumentationskette wird in dem quantitativen Modell mit den beiden Faktoren, die als Parameter dienen, belegt.

Es muss also Jemanden geben der Schulden macht. Je höher aber das Vertrauen der Menschen in das System ist, desto höher ist auch die Kaufkraft dieser Menschen und entsprechend der Wille Kredite aufzunehmen. Die Beziehung ist selbstverstärkend. In einer Krise schwindet das Vertrauen der Menschen. Sie nehmen weniger Kredite auf. Damit dramatisiert sich die Krise, was wiederum zu einem sinkenden Vertrauen der Menschen führt. Ein Teufelskreis. Das führt zu einem immer weiter steigenden "Gap" zwischen dem was die Finanzwirtschaft verlangt, welches durch die bestehenden Schulden und den dazugehörigen Zinsen herrührt, und dem was die Realwirtschaft zur Tilgung der Schulden erwirtschaftet. Da dieses Gap geschlossen werden muss, um das System Kapitalismus am Leben zu erhalten, und die Realwitschaft das nicht leisten kann, werden die Staaten um Hilfe gebeten, was die Staatsschulden in die Höhe treibt. Ergebnisse sehen wir in Griechenland oder Portugal. Auch hier schwindet das Vertrauen der Investoren, vergleichbar mit den privaten Personen. Das führt dazu, dass für neue Schulden immer höhere Zinsen gezahlt werden müssen, was sich negativ auf die Tilgung auswirkt, was wiederum das Vertrauen der Investoren schwinden läßt. Erkannt wird das in diesem Artikel auch, aber dann hört es auch schon auf (http://acemaxx-analytics-dispinar.blogs ... hrige.html)

Wir erkennen also mehrere selbstverstärkende Rückkopplungsschleifen, die immer wirken, aber in einer Krise erst richtig ersichtlich werden und dann vor allem negative Auswirkungen für das System haben.

Aus meiner Sicht ist diese Schlussfolgerung einleuchtend. Posten Sie gerne, wenn Sie das anders sehen. Vielleicht ignoriere ich wichtige Aspekte. Mag sein. Da ich aber an den oben angeführten Wirkungsketten glaube, bin ich mir sicher, dass der Kapitalismus auf ganz brüchigem Fundament gebaut ist. Nur wer äußert das gerne öffentlich. Tut man dies, wird man von dem Rest der Gemeinschaft ausgeschlossen, geächtet und "mit Steinen beworfen". Beispiele dafür gibt es in der Geschichte genügend.

Denkerische und mutige Grüße,
Conny Dethloff


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PostPosted: Sun 8. May 2011, 22:45 
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Administrator

Joined: Fri 3. Sep 2010, 13:20
Posts: 300
Hallo Conny,
so formuliert meinen wir wieder das Gleiche. Eigentlich wären Geldflüsse ein geschlossenes System ohne Geldschöpfung aus dem Nichts. Dass des einen Produktivitätsüberschuss den anderen in eine Zinsfalle lockt ist absolut richtig - aber erst problematisch, wenn dieser nicht selbst einen Produktivitätsüberschuss erreicht. So wäre es also ein System von Produktivitätszuwachs aller Teilnehmer, bis auch der Ursprungsteilnehmer unter den Durchschnitt sinkt und selbst Geld leiht, um noch produktiver zu werden. Die Realität aber ist, dass kreative Finanzprodukte diesen Zins in die Höhe treiben und Kredite nicht für Produktivitätszuwachs, sondern zur Schuldenverschiebung bzw. Symptombekämpfung eingesetzt werden. Die Abkoppelung des Finanzmarktes von der Realwirtschaft. Ohne Zins ginge es vermutlich aufgrund der Motivation des Menschen nicht - in KW3 erwähne ich dennoch die wünschenswerte Star-Trek-Zeit, in der sinngemäß "Geld keine Rolle mehr spielt, sondern die Herausforderungen, die jeder Mensch in der Gesellschaft übernimmt".
Interessant zu dem Thema in meinen Augen auch Bernard A. Lietaer. Ganz praktisch auch U. Lorenz der beim Bundesumweltamt nach Wohlstandsindikatoren forscht und dazu vielleicht ja auch etwas auf dem MODELER-Camp verrät. Dass wir in einer Falle stecken hat indirekt auch Minister Schäuble vor zwei Wochen eingestanden. Sinngemäß sagte er, dass ein Großteil der Schulden der PIIGS-Staaten Basis für die gute wirtschaftliche Situation in Deutschland seien, und daher etwas zurückgegeben werden müsse. Für viele einfach nur der Rettungsversuch des Euros - tatsächlich aber hoffentlich ein Begreifen, dass Wirtschaftswachstum auf der ganzen Welt eigentlich nur auf immer kreativeres Schuldenmachen basiert.
Also meinen wir das Gleiche, oder? Was meinen die anderen?

Neugierige Grüße

Kai

_________________
Kai Neumann

Consideo


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