Ich möchte noch einmal meine Idee von dem Teufelskreis, der von dem Zins und Zinseszins verstärkt wird, untermauern. Wie schon sehr oft von mir ausgeführt, baut die Finanzwirtschaft mit der Zeit einen Druck auf die Realwirtschaft auf, die die Realwirtschaft in den Kollaps treibt. Grund dafür sind die Kredite mit den dazugehörigen Zinsen. So und nur so funktioniert aber der Kapitalismus: "Es muss Jemanden geben, der Schulden macht."
Sehr anschaulich ist dies in einem Gedankenexperiment der "Zeit" ausgeführt (
http://www.zeit.de/2004/48/gedankenexperiment), in dem in einem ersten Schritt angenommen wird, es existiert nur ein Unternehmen in der Realwirtschaft. Dieses Experiment ist sehr lesenswert. Ich muss zu dem Experiment noch eine Anmerkung machen. In diesem sehr einfachen Experiment wird der Gewinn des einen Unternehmens exkludiert. Das Unternehmen hat in Summe 100 Euro Kosten und nimmt auch nur 100 Euro wieder ein. In einer kleinen Erweiterung könnte man natürlich den Gewinn inkludieren und dann vergleichen, ob der Gewinn höher ist als die von dem Unternehmen zu tilgenden Schulden. Wir wissen, dass die zu tilgenden Schulden exponentiell wachsen, der Gewinn nicht. Das erkennt wohl jeder an: Die Realwirtschaft kann nicht über einen mittel- bis langfristigen Zeitraum exponentiell wachsen. Das bedeutet, die Spanne zwischen Gewinn der Realwirtschaft und die zu tilgenden Schulden der Real- an die Finanzwirtschaft wird immer größer. Die Aussage bleibt also die gleiche. Diese Argumentationskette wird in dem quantitativen Modell mit den beiden Faktoren, die als Parameter dienen, belegt.
Es muss also Jemanden geben der Schulden macht. Je höher aber das Vertrauen der Menschen in das System ist, desto höher ist auch die Kaufkraft dieser Menschen und entsprechend der Wille Kredite aufzunehmen. Die Beziehung ist selbstverstärkend. In einer Krise schwindet das Vertrauen der Menschen. Sie nehmen weniger Kredite auf. Damit dramatisiert sich die Krise, was wiederum zu einem sinkenden Vertrauen der Menschen führt. Ein Teufelskreis. Das führt zu einem immer weiter steigenden "Gap" zwischen dem was die Finanzwirtschaft verlangt, welches durch die bestehenden Schulden und den dazugehörigen Zinsen herrührt, und dem was die Realwirtschaft zur Tilgung der Schulden erwirtschaftet. Da dieses Gap geschlossen werden muss, um das System Kapitalismus am Leben zu erhalten, und die Realwitschaft das nicht leisten kann, werden die Staaten um Hilfe gebeten, was die Staatsschulden in die Höhe treibt. Ergebnisse sehen wir in Griechenland oder Portugal. Auch hier schwindet das Vertrauen der Investoren, vergleichbar mit den privaten Personen. Das führt dazu, dass für neue Schulden immer höhere Zinsen gezahlt werden müssen, was sich negativ auf die Tilgung auswirkt, was wiederum das Vertrauen der Investoren schwinden läßt. Erkannt wird das in diesem Artikel auch, aber dann hört es auch schon auf (
http://acemaxx-analytics-dispinar.blogs ... hrige.html)
Wir erkennen also mehrere selbstverstärkende Rückkopplungsschleifen, die immer wirken, aber in einer Krise erst richtig ersichtlich werden und dann vor allem negative Auswirkungen für das System haben.
Aus meiner Sicht ist diese Schlussfolgerung einleuchtend. Posten Sie gerne, wenn Sie das anders sehen. Vielleicht ignoriere ich wichtige Aspekte. Mag sein. Da ich aber an den oben angeführten Wirkungsketten glaube, bin ich mir sicher, dass der Kapitalismus auf ganz brüchigem Fundament gebaut ist. Nur wer äußert das gerne öffentlich. Tut man dies, wird man von dem Rest der Gemeinschaft ausgeschlossen, geächtet und "mit Steinen beworfen". Beispiele dafür gibt es in der Geschichte genügend.
Denkerische und mutige Grüße,
Conny Dethloff